Standards für die Bildverarbeitungsindustrie

AIT ist Gastgeber des International Vision Standards Meeting, das weltweit Normen für die Interoperabilität von Kameras und Computern in der Bildverarbeitung setzt.
Rund 100 Bildverarbeitunsexpert:innen aus aller Welt haben sich vom 17.- 20.April am AIT Austrian Institute of Technology zum International Vision Standards Meeting (IVSM) versammelt, um die unterschiedlichen Standards in der Bildverarbeitungsindustrie weiterzuentwickeln und so die weltweite Interoperabilität von Kameras, Systemen und Softwareapplikationen zu fördern. Ausrichtender Verband war die European Machine Vision Association (EMVA). Gastgeber der Veranstaltung war das AIT, das Mitglied der EMVA ist.

Standards für einen milliardenschweren Bildverarbeitungsmarkt
"Allein in Europa und Nordamerika hat die Vision-Tech-Branche im Jahr 2022 rund 3,8 Milliarden Euro bzw. 3,1 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Die Standards, die hier auf dem IVSM bearbeitet werden, bilden die Grundlage dafür. Sie schaffen die Kompatibilität zwischen den Produkten. Der technische Wert, der auf dem IVSM für die gesamte Branche geschaffen wird, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden," so EMVA-Standardisierungsmanager Werner Feith über die Bedeutung der Veranstaltung für die gesamte Branche.

Zum IVSM treffen sich die Vertreter:innen aus den Standards GeniCam, CoaXPress, GigEVision, Camera Link HS, OOCI, OPC UA, USB3 Vision und EMVA 1288. Jede Bildverarbeitungsnorm hat eine eigene Arbeitsgruppe, die kontinuierlich an der Weiterentwicklung des Standards arbeitet. Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppen sind Expert:innen sowohl aus Bildverarbeitungsunternehmen als auch aus der Wissenschaft. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse mit Ausblick und strategischen Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Normen geben die Expert:innen der Arbeitsgruppen im gemeinsamen Future Standards Forum (FSF), quasi der Generalversammlung des Treffens.

Live-Tests von Kamera- und Softwareschnittstellen zur Verbesserung der Kundenerfahrung
Ein besonderes Highlight bei jedem Treffen ist das sogenannte Plugfest, bei dem die Expert:innen die Standards anwenden und eine breite Palette von zum Teil neuen Produkten miteinander verbinden. Die Produkte durchlaufen ein strenges Validierungsverfahren. Getestet werden ihre Kompatibilität, Funktionalität und technische Leistungsfähigkeit. Oberstes Ziel ist, die Kundenerfahrung zu verbessern und das Vertrauen des Marktes in den jeweiligen Standard zu stärken. Dafür rücken die Standards noch enger zusammen. “GenICam ist die Basis für den Plug&Play-Betrieb von Kameras und Geräten in der industriellen Bildverarbeitung. Alle auf dem IVSM vertretenen Hardwareschnittstellen-Standards bauen auf diesem Standard auf. Zwischen GenICam und EMVA1288 wurde hier in Wien in einem gemeinsamen Arbeitstreffen beider Standards-Komitees eine enge Zusammenarbeit vereinbart,“ so der stellvertretende Vorsitzende des GenICam Standards Christoph Zierl (MVTec Software GmbH).
Zum ersten Mal wurde das Plugfest für die Fachwelt außerhalb der in den Standards-Arbeitsgruppen engagierten Unternehmen und Institutionen geöffnet. Denn Unternehmen, Wissenschaft und die Arbeitsgruppen sollen stärker vernetzt und aktuelle Fragestellungen gleich vor Ort diskutiert werden.

Neue Impulse für die Branche
Sowohl für die EMVA als auch für das AIT war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Markus Clabian, Leiter der Forschungsgruppe High-Performance Vision Systems am Center for Vision, Automation & Control (VAC) dazu: „Für uns war es eine strategische Entscheidung, das IVSM ans AIT zu holen. Zum einen haben wir am AIT Center for Vision, Automation & Control (VAC) tiefe Expertise im Bereich der Bildverarbeitung. Wir möchten unsere Themenführerschaft weiter ausbauen und konnten mit dem Event die Sichtbarkeit des AIT und unserer neuesten Technologien in der Fachcommunity deutlich erhöhen. Zum anderen konnten wir im Rahmen von organisierten Touren durch verschiedene AIT Labs beispielhaft innovative Anwendungen zeigen, die ja alle die Standards als Grundlage nutzen. Und drittens konnten wir uns mit internationalen Expert:innen und Unternehmen aus China, Japan, Kanada, USA, Belgien, Deutschland u.v.m. direkt austauschen und mit ihnen Möglichkeiten der Zusammenarbeit erörtern.“

Das Treffen des IVSM findet zweimal im Jahr statt und wird von den internationalen Bildverarbeitungsverbänden A3 (Nord Amerika), CMVU (China), EMVA (Europa), JIIA (Japan) und VDMA (Deutschland) unterstützt.

Über die EMVA
Die 2003 gegründete European Machine Vision Association (EMVA) ist ein gemeinnütziger und nichtkommerzieller Verband, der die Bildverarbeitungsindustrie in Europa vertritt. Er steht allen Organisationen offen, die sich mit Bildverarbeitung, Computer Vision, Embedded Vision oder Bildverarbeitungstechnologien befassen so z.B. Hersteller, System- und Maschinenhersteller, Integratoren, Händler, Beratungsunternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Die EMVA beherbergt vier internationale Bildverarbeitungsstandards und ist 100%ige Eigentümerin des Verbandes. Die Mitglieder profitieren von den Netzwerk-, Standardisierungs- und Kooperationsaktivitäten der EMVA.
www.emva.org
https://www.emva.org/news-media/press/

Über das AIT Center for Vision, Automation & Control
Das AIT Austrian Institute of Technology, Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung. Auf europäischer Ebene spielt es eine Schlüsselrolle als jene Forschungsund Technologieeinrichtung, die sich mit den zentralen Infrastrukturthemen der Zukunft befasst. Das Center for Vision, Automation & Control (VAC) ist eine der insgesamt 7 Forschungseinheiten des AIT. Es hat sich der industriellen Automatisierung und Digitalisierung verschrieben und nutzt Möglichkeiten daraus, um Innovationen für die Industrie zu initiieren und voranzutreiben. Das Center forscht in den Bereichen Bildverarbeitung, Automatisierung und Steuerung, sowie des Einsatzes von Methoden der künstlichen Intelligenz. Dabei deckt das Center die gesamte Automatisierungskette beginnend mit der Erfassung von Informationen durch intelligente Sensorsysteme bis hin zur KIbasierten Entscheidungsfindung autonomer Systeme ab. Aus den Forschungsarbeiten am Center resultieren Innovationen zur Steigerung der Flexibilität, Adaptivität und Resilienz von Unternehmen bei gleichzeitiger Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz und Minimierung von Produktionskosten.
ait.ac.at/vac
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Über das AIT

Forschung & Entwicklung ist der zentrale Innovationsmotor für Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft, sichert Arbeitsplätze und Wohlstand und stärkt dadurch den Standort Österreich. Angewandte Forschung liefert überdies Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit. Das AIT Austrian Institute of Technology ist Österreichs größte Forschungs- und Technologieorganisation mit mehr als 1.500 Mitarbeiter:innen, das sich mit den zentralen Infrastrukturthemen der Zukunft beschäftigt. Das AIT fokussiert auf die beiden miteinander verflochtenen Forschungsschwerpunkte „Nachhaltige und resiliente Infrastrukturen“, insbesondere in den Bereichen Energie, Transport und Gesundheit, sowie die „Digitale Transformation von Industrie und Gesellschaft“ und arbeitet dabei eng mit der Industrie und mit Auftraggeber:innen aus öffentlichen Institutionen zusammen.