Das AIT Austrian Institute of Technology gewinnt mit dem Projekt MEDUSA (Nachhaltiges Multi-Megawatt Schnellladen am Mittelspannungsnetz) den 1. Platz des renommierten Houskapreises, des größten privaten Preises für anwendungsnahe Forschung in Österreich, in der Kategorie Außeruniversitäre Forschung. Ebenfalls ausgezeichnet wurde ein zweites AIT-Projekt – der Mariella-Schurz-Preis würdigt die „Elektrische Zelllyse für schnelle Antibiotikaresistenztests“. Beide Preise honorieren praxisnahe Forschung mit hoher wirtschaftlicher Relevanz.
Neue Technologie verkürzt Ladezeiten drastisch
Das zukunftsweisende Projekt MEDUSA, das vom Center for Energy des AIT Austrian Institute of Technology koordiniert wird, beschäftigt sich mit derEntwicklung von Multi-Megawatt- Schnellladestationen mit direktem Anschluss an das Mittelspannungsnetz in Kombination mit einer effizienten und nachhaltigen Energieversorgung. Diese Technologie ist entscheidend, um Elektromobilität, insbesondere im Schwerverkehr, wirtschaftlich zukunftsfähig zu machen. Bisherige Ladestationen benötigen rund 4,5 Stunden, um eine typische 400-kWh-Bus-Batterie aufzuladen; MEDUSA reduziert diese Zeit auf nur acht Minuten. Durch die Kombination von Batteriespeichersystemen und Photovoltaik werden Emissionen auf ein Minimum reduziert. Die Mittelspannungstechnologie ist ein Schlüssel für die weltweite Elektrifizierung des Schwerverkehrs.
„Diese Auszeichnung unterstreicht, wie entscheidend angewandte Spitzenforschung für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschafts- und Technologiestandorts ist. MEDUSA steht für innovative Lösungen mit unmittelbarer Marktrelevanz – genau das braucht es, um neue Technologien erfolgreich in die Anwendung zu bringen“, betont Brigitte Bach, AIT-Managing Director und Sprecherin der Geschäftsführung.
Alexander Svejkovsky, AIT-Managing Director ergänzt: „Der Gewinn des Houskapreises bestätigt eindrucksvoll unsere Stärke, Innovationen erfolgreich zu verwerten. MEDUSA ist ein Paradebeispiel dafür, wie wir Forschungsergebnisse gezielt in marktnahe Lösungen verwandeln und so nachhaltig wirtschaftlichen Mehrwert für Österreich schaffen.“
Innovation mit praktischer Wirksamkeit
Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Markus Makoschitz, Principal Scientist am AIT Austrian Institute of Technology und Professor an der Montanuniversität Leoben erklärt: „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, denn ich sehe sie als große Wertschätzung für die herausragenden Leistungen der Kolleg:innen am AIT und unserer Partner:innen. Wir fokussieren uns auf smarte, wirtschaftliche Lösungen, Leistungsfähigkeit, Effizienz und Marktrelevanz. Nur dann werden unsere Multi-Megawatt-Schnellladestationen auch wirklich in der Praxis wirksam sein.“
Von der Konzeptionierung zur Anwendungsreife
Das Projekt MEDUSA, 2021 gestartet und aktuell in der zweiten Umsetzungsphase (2024-2027), konzentriert sich auf den Bau eines groß angelegten Demonstrators und auf Analysen geografischer Gegebenheiten und Verkehrsströme in Verbindung mit Netzsimulationen. Finanziert wird MEDUSA im Rahmen des Programms Zero Emission Mobility 2023 des Klima- und Energiefonds (https://www.klimafonds.gv.at/foerderung/zero-emission-mobility-zem-2023/). Neben dem koordinierenden AIT Austrian Institute of Technology GmbH sind folgende Partner am Projekt beteiligt: AVL List GmbH, Infineon Technologies Austria AG, EnerCharge GmbH, Lotus Wireless Technologies India Private Ltd., Virtual Vehicle Research GmbH, Miba Cooling Austria GmbH & Co. KG, Technische Universität Wien sowie die Montanuniversität Leoben.
Weitere Infos:
www.ait.ac.at/themen/power-electronics-system-components/projekte/medusa
AIT doppelt ausgezeichnet
Das Projekt „Elektrische Zelllyse für schnelle Antibiotikaresistenztests“ unter der Leitung von Johannes Peham und Ivan Barisic vom AIT-Center for Health & Bioresources wurde mit dem Mariella-Schurz-Preis ausgezeichnet. Die AIT-Forschenden entwickelten gemeinsam mit dem AIT-Spin-off Cellectric Biosciences eine Methode zur raschen Erkennung antibiotikaresistenter Keime. Dies ist insbesondere für eine frühzeitige Therapie von Sepsis (Blutvergiftung) wesentlich. Traditionelle Diagnoseverfahren zur Bestimmung antibiotikaresistenter Keime benötigen oft 24 bis 72 Stunden. Die neu entwickelte Technologie setzt auf elektrische Zelllyse, die menschliche Zellen selektiv innerhalb von Sekunden aufschließt, ohne die bakteriellen Pathogene zu zerstören.
Das System – bestehend aus einem Verarbeitungsgerät, einem mikrofluidischen Chip und einer speziell entwickelten Pufferlösung – ermöglicht damit die rasche Entfernung störenden menschlichen Zellmaterials, was die nachfolgende Erregeranalyse signifikant beschleunigt. Die Innovation senkt die Behandlungskosten nachweislich um 50 bis 70 Prozent und hat bereits 2024 erste klinische Forschungspartner gewonnen. Eine grundlegende Technologiekomponente ist bereits kommerziell durch das AIT-Spin-off Cellectric Biosciences in Verwertung.